
Mehr als 100 Fachkräfte aus Medizin, Pädagogik, Psychologie und Sozialarbeit nahmen am 24. September 2025 am Fachtag „Frühe Entwicklung, starke Zukunft – die ersten 1000 Tage und ihre lebenslange Bedeutung“ in der Mülheimer Stadthalle teil. Eingeladen hatte das Netzwerk „Frühe Hilfen und Familienhebammen“, das seit fünfzehn Jahren Eltern in der sensiblen Phase von Schwangerschaft und früher Kindheit begleitet und stärkt.
Stadtdirektor David A. Lüngen eröffnete die Veranstaltung und betonte die gesellschaftliche Bedeutung der frühen Kindheit. In seiner Ansprache hob er hervor, dass die Förderung der frühen Kindheit nicht nur eine Aufgabe einzelner Familien sei, sondern eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung, die alle Bereiche verbindet. Moderiert wurde der Fachtag von Netzwerkkoordinatorin und Leiterin des Familienhebammenteams, Jennifer Jaque-Rodney, die durch das abwechslungsreiche Programm führte.
Zwei wissenschaftlich fundierte Hauptvorträge
Prof. Dr. Janine Trunk sprach über die Entwicklung von Gefühlen und der Gefühlsregulation in den ersten Lebensjahren. Sie machte deutlich, dass emotionale Kompetenzen nicht angeboren sind, sondern im engen Austausch mit Bezugspersonen entstehen. Früh erlebte Feinfühligkeit, Trost und sichere Bindung bilden die Grundlage dafür, dass Kinder später Stress regulieren, Vertrauen entwickeln und Beziehungen gestalten können. Ihre zentrale Botschaft lautete: „Gefühle verstehen lernen heißt, das Leben besser meistern zu können, und diese Basis wird in den ersten 1000 Tagen gelegt.“
Prof. Dr. Anke Lengning stellte mit spürbarer Passion die Bindungstheorie und die Rolle von Fachkräften in der kindlichen Bindungsentwicklung vor. Sie verdeutlichte, dass Bindung nicht nur im familiären Umfeld entsteht, sondern auch Fachkräfte durch Feinfühligkeit, Kontinuität und positive Haltung zu sicheren Bindungserfahrungen beitragen können. Sie nahm das Publikum mit ihrer Leidenschaft für das Thema mit, betonte, dass sichere Bindungen die Resilienz, das Selbstbewusstsein und die Lernfähigkeit von Kindern stärken, und schloss mit der eindringlichen Botschaft: „Bindung ist kein Luxus, sondern die Grundlage für jede gesunde Entwicklung.“
Workshops am Nachmittag
Am Nachmittag standen praxisnahe Workshops im Mittelpunkt, die den Teilnehmenden wertvolle Werkzeuge für ihre tägliche Arbeit mitgaben.
Dr. med. Andrea Schmidt (Stillförderung in Theorie und Praxis) zeigte, wie das Stillen nicht nur Ernährung, sondern auch intensive Bindung und Sicherheit vermittelt. Praktische Tipps und alltagsnahe Strategien machten deutlich, wie Fachkräfte Mütter unterstützen können, die Stillzeit als wertvolle Beziehungszeit zu erleben, gerade auch bei Unsicherheiten oder Herausforderungen.
Beim Workshop von Dr. Andrea Breckling (Starke Eltern, starke Kinder) lag der Fokus auf der Elternstärkung in den ersten 1000 Tagen. Sie erläuterte, wie Eltern in ihrer Rolle bestärkt werden können, um Resilienz bei ihren Kindern aufzubauen. Themen wie Selbstfürsorge, klare Strukturen und die Bedeutung von ermutigender Kommunikation wurden praxisnah erarbeitet.
In Heiko Möllers (Frühzeitige Förderung, Schlüssel zur Zukunft) Workshop wurde aufgezeigt, wie frühkindliche Bildung und gezielte Anregungen in den ersten Lebensjahren die Chancen auf gesellschaftliche Teilhabe erhöhen. Er betonte die Rolle von Kitas, Familienzentren und Fachkräften als Schlüsselpartner – damit jedes Kind, unabhängig von Herkunft, faire Startbedingungen bekommt.
Alle drei Workshops machten deutlich, wie entscheidend die ersten 1000 Tage für Bindung, Resilienz und Entwicklung sind, und wie Fachkräfte Eltern in dieser prägenden Zeit wirksam unterstützen können.
Zum Abschluss des Fachtags rundeten musikalische Beiträge, Bilder und Stimmen aus den Workshops den Tag ab. Die Rückmeldungen der Teilnehmenden zeigen: Der Fachtag „Frühe Entwicklung, starke Zukunft – die ersten 1000 Tage und ihre lebenslange Bedeutung“ bot nicht nur fachlichen Input, sondern auch eine wertvolle Plattform für Austausch, Inspiration und Vernetzung.
