Geschichte wird von Männern geschrieben! Ist das so? Nein, es gab und gibt viele starke Frauen in Mülheim, die tatkräftig an der Entwicklung der Stadt und darüber hinaus mitgewirkt haben und mitwirken.
Wir möchten einige dieser Frauen durch unsere Stadttour sichtbar machen und eine vielen Menschen bislang wenig bekannte "weibliche" Seite der Stadt zeigen. Für Frauen werden nur selten Denkmäler errichtet - aber wir haben Orte gefunden, an denen sie gewirkt haben und wir ihr Leben festmachen konnten. Entwickelt wurde der Stadtrundgang vom Team der Gleichstellungsstelle der Stadt Mülheim an der Ruhr mit tatkräftiger Unterstützung einiger Kolleg*innen und dem Citymanagement.
Den Stadtrundgang gibt es in einer limitierten Printversion und in einer erweiterten Onlineversion. Erhältlich ist die Printversion (auch gut als kleines Geschenk oder Mitbringsel geeignet!) in der Touristinfo der Stadt Mülheim an der Ruhr, Schollenstraße 1, gegen eine Spende von 4 Euro. Der Erlös kommt dem Mülheimer Frauenhaus zu Gute. Sie enthält eine Mappe mit der Wegbeschreibung, einem Streckenplan und zehn Karten mit interessanten Informationen zu den einzelnen Stationen. Testen Sie Ihr Wissen und beantworten Sie die zugehörigen Fragen. Kurze Antworten zu den Fragen finden Sie auf der Antwortkarte, zusätzliche Informationen bekommen Sie über einen QR-Code.
Der Stadtrundgang aus Frauensicht kann selbstverständlich ganz individuell gelaufen, verkürzt und verlängert werden. Unser Vorschlag umfasst die vollständige und lange Variante mit allen Stationen. Der Spaziergang dauert 1,5 Stunden unter Einbeziehung der Stationen 1 bis 7 und circa 2,5 Stunden, wenn alle Orte besucht werden.
Wir haben möglichst ruhige und idyllische Straßen und Spazierwege ausgewählt, die aber zum Teil nicht befestigt oder barrierefrei sind. Unterwegs gibt es viele Möglichkeiten, sich zu stärken. Zahlreiche Cafés, Restaurants oder Bänke am Wegesrand laden zu gemütlichen Pausen ein.
Viel Vergnügen beim Erkunden der Stadt Mülheim an der Ruhr wünscht Ihr Team der Gleichstellungsstelle der Stadt Mülheim an der Ruhr!
Stationen im Überblick
Erste Pastorin wird „Gerechte unter den Völkern“
Die Petrikirche ist das älteste Kirchengebäude in Mülheim an der Ruhr mit romanischen, gotischen und neugotischen Bauteilen und befindet sich, zusammen mit der katholischen Kirche St. Mariae-Geburt, auf dem sogenannten Kirchenhügel. Um 1200 entsteht bereits ein eigenständiges Kirchengebäude des Altenhofes, der als Wirtschaftshof zum befestigten Königshof gehört. Mitte des 13. Jahrhunderts wird der noch heute erhaltene viergeschossige Turm mit westlichem Eingangsportal vorgesetzt. Am Ende des 15. Jahrhunderts wird die kleine Pfarrkirche durch einen gotischen Chor und einen Kapellenanbau nach Norden erweitert. Die Petrikirche ist zeitweise die Grablege der Herren von Broich. 1555 tritt die Mülheimer Pfarrgemeinde zum evangelischen Glauben über. In den Jahren 1870 bis 1872 wird das Langhaus der Petrikirche in neugotischem Stil erneuert, der romanische Westturm und der spätgotische Chor bleiben erhalten. 1912/1913 wird die gesamte Kirche umfassend renoviert, umgestaltet und ausgemalt, jedoch 1943 so stark durch Bomben beschädigt, dass nur noch die Umfassung, einige Pfeiler und der Turmstumpf erhalten bleiben. Der Wiederaufbau erstreckt sich von 1949 bis 1958. Durch die Renovierung und Neugestaltung der Petrikirche am Ende des 20. Jahrhunderts erhält die Kirche ein neues Gesicht durch die Entwürfe des Mülheimer Künstlers Ernst Rasche für Chorfenster, Kanzel und Altar, Leuchter, Kreuz, Lampen und Chorgestühl.
Ruth Wendland (geboren 1913, gestorben 1977) ist eine evangelische Pfarrerin und deutsche Widerstandskämpferin gegen das NS-Regime. Im August 1964 wählt das Presbyterium der Altstadtgemeinde in Mülheim an der Ruhr sie zur Pastorin. Das ist das erste Mal, dass diese Kirchengemeinde in der Evangelischen Kirche im Rheinland eine Pfarrstelle mit einer Frau besetzt.
Die internationale Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem verleiht ihr am 12. August 1975 - und posthum auch ihrer Mutter Agnes - den Ehrentitel "Gerechte unter den Völkern" für ihr mutiges Eintreten bei der Rettung verfolgter Jüd*innen. Seitdem erinnert ein Baum in der Allee der Gerechten der dortigen Gedenkstätte an beide Frauen. Angeregt wird diese große Ehrung durch die damals im Pfarrhaus versteckten und geschützten jüdischen Geschwister, die den Holocaust überleben.
Zusätzliche Hinweise
Rechts neben der Kirche, auf dem Pastor-Barnstein-Platz, befindet sich der Jobs-Brunnen mit der Figur des Hieronymus Jobs, die Hauptfigur des komischen Heldengedichtes "Jobsiade", verfasst von dem in Mülheim geborenen Arzt und Schriftsteller Carl Arnold Kortum (geboren 1745, gestorben 1824). In der Kriegszeit entgeht die Bronzefigur dem Schicksal der Einschmelzung - der Brunnen wird jedoch zerstört. Die aufgefundene Bronze bekommt eine neue Säule und findet 1960 ihren Platz in der Grünanlage Bachstraße/Friedrichstraße. Nach Initiative Mülheimer Bürger*innen wird am ursprünglichen Standort ein neuer Brunnen in Anlehnung an den Vorkriegszustand durch den Künstler Ernst Rasche erstellt. Die Figur des "Jobs" wird auf die Brunnensäule umgelagert und 2006 neu eingeweiht.
Am Brunnen führt die sogenannte Friedenstreppe hinunter in die Innenstadt. Alternativ zur Treppe kann der Durchgang zur Innenstadt vor der Petrikirche an dem Restaurant Mausefalle genutzt werden.
Fragen
- Wer ist die erste Pastorin in Mülheim an der Ruhr?
- Welche Auszeichnung hat sie erhalten?
Wen stellt die Brunnenfigur auf dem Pastor-Barnstein-Platz dar?
Antworten
- Ruth Wendland (geboren 1913, gestorben 1977) war eine evangelische Pfarrerin und deutsche Widerstandskämpferin gegen das NS-Regime. Im August 1964 wählte sie das Presbyterium der Altstadtgemeinde in Mülheim an der Ruhr zur Pastorin. Das war das erste Mal, dass diese Kirchengemeinde in der Evangelischen Kirche im Rheinland eine Pfarrstelle mit einer Frau besetzt.
- Yad Vashem verlieh ihr am 12. August 1975 - und posthum auch ihrer Mutter Agnes - den Ehrentitel "Gerechte unter den Völkern" für ihr mutiges Eintreten bei der Rettung verfolgter Jüd*innen. Seitdem erinnert ein Baum in der Allee der Gerechten der dortigen Gedenkstätte an beide Frauen. Angeregt wird diese große Ehrung durch die beiden, damals im Pfarrhaus versteckten und geschützten jüdischen Geschwister, die den Holocaust überlebten.
- Rechts neben der Kirche, auf dem Pastor-Barnstein-Platz, befindet sich der Jobs-Brunnen mit der Figur des Hieronymus Jobs, die Hauptfigur des komischen Heldengedichtes "Jobsiade", verfasst von dem in Mülheim an der Ruhr gebürtigen Arzt und Schriftsteller Carl Arnold Kortum (geboren 1745, gestorben 1824). In der Kriegszeit entging die Bronzefigur der Einschmelzung - der Brunnen wurde jedoch zerstört. Die aufgefundene Bronze bekam eine neue Säule und fand 1960 ihren Platz in der Grünanlage Bachstraße/Friedrichstraße. Nach Initiative Mülheimer Bürger*innen wurde am ursprünglichen Standort ein neuer Brunnen in Anlehnung an den Vorkriegszustand durch den Künstler Ernst Rasche erstellt. Die Figur des "Jobs" wurde auf die Brunnensäule umgelagert und 2006 neu eingeweiht.
Mülheims Schriftstellerinnen in der Stadtbücherei
Mehr als 200.000 Medien beherbergt die Stadtbücherei im MedienHaus Mülheim an der Ruhr, zugängig für alle Mülheimer*innen zur Ausleihe oder Nutzung vor Ort. Zugleich ist das MedienHaus Medienkompetenzzentrum für Schulen und andere städtische Bildungseinrichtungen. Außerdem befindet sich im Haus das Programmkino "Rio". Das moderne, vierstöckige Gebäude in zentraler Innenstadtlage wird 2009 eröffnet und von den Bürger*innen von Anfang an, auch als Veranstaltungsort von Tagungen, Lesungen, Konzerten oder Kunstausstellungen, sehr gut angenommen.
Natürlich finden sich in der Stadtbücherei die Werke zahlreicher Mülheimer Schriftstellerinnen. Die Autorin und Publizistin Carolin Emcke (geb. 1967 in Mülheim) erhält 2016 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels und ist unter anderem mit ihren Veröffentlichungen "Gegen den Hass", "Weil es sagbar ist", "Von den Kriegen" und "Stumme Gewalt" dort vertreten. Auch die zahlreichen Fantasy- und Historien-Romane der Autorin Rebekka Pax finden sich in der Stadtbücherei. Neben zahlreichen Kurzgeschichten veröffentlicht Pax belletristische Romane unter den Pseudonymen Rebecca Maly und Erin Hamilton. Zudem sind Werke der Mülheimer Krimiautorinnen Monika Detering oder Martina Arnold in der Stadtbücherei vertreten. Sandra Grauer schreibt ebenfalls Krimis, Frauen- und Historienromane. Weitere lokale Autorinnen, deren Bücher ausgeliehen werden können, sind Sophie Schankat, Ursula Seiring, Inge Fleischer, Claudia Garrido Luque, Jaana Redflower, Sylvia Sackers-Böhm, Kyra Sontacki, Katharina Reschke oder Susanne Storck.
Sehenswertes
Kunstmuseum Alte Post mit Stiftung Sammlung Ziegler
Das Kunstmuseum ist 1909 hervorgegangen aus der Privatsammlung des Mülheimers Robert Rheinen. Durch Ankäufe und Förderung der mit Mülheim eng verbundenen Künstler Werner Gilles, Arthur Kaufmann, Hermann Lickfeld, Otto Pankok, Heinrich Siepmann und Werner Graeff kann es eine beachtliche Sammlung aufbauen. Mit Übergabe der hochkarätigen Sammlung des Mülheimer Nobelpreisträgers Karl Ziegler und seiner Frau Maria Ziegler im Jahr 1981 bildet sich die klassische Moderne als Höhepunkt aus. Mit der Schenkung des Mülheimer Arztes K.G. Themel ist das Kunstmuseum in den Besitz einer der größten Heinrich Zille-Sammlungen außerhalb Berlins gekommen. Seit 1994 befindet sich das Museum im Gebäude der denkmalgeschützten ehemaligen Hauptpost und wurde 2024 nach einer umfassenden Renovierung wiedereröffnet.
Fragen
- Welche in Mülheim geborene Autorin und Publizistin hat 2016 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels erhalten? Welche Bücher von ihr sind in der Stadtbücherei zu finden?
- Kennen Sie weitere Mülheimer Schriftstellerinnen unterschiedlicher Genres?
Welches wichtige kulturelle Gebäude ist ebenfalls am Synagogenplatz beheimatet?
Antworten
- Die Autorin und Publizistin Carolin Emcke (geboren 1967 in Mülheim an der Ruhr) erhielt 2016 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels und ist unter anderem mit ihren Veröffentlichungen "Gegen den Hass", "Weil es sagbar ist", "Von den Kriegen" und "Stumme Gewalt" in der Stadtbücherei vertreten.
- Auch die Fantasy- und Historien-Romane der Autorin Rebekka Pax finden sich in der Stadtbücherei. Neben zahlreichen Kurzgeschichten veröffentlicht Pax belletristische Romane unter den Pseudonymen Rebecca Maly und Erin Hamilton. Zudem sind Werke der Mülheimer Krimiautorinnen Monika Detering oder Martina Arnold in der Stadtbücherei vertreten. Sandra Grauer schreibt ebenfalls Krimis, Frauen- und Historienromane. Weitere Autorinnen sind Sophie Schankat, Ursula Seiring, Inge Fleischer, Claudia Garrido Luque, Jaana Redflower, Sylvia Sackers-Böhm, Kyra Sontacki, Katharina Reschke oder Susanne Storck.
- Das Kunstmuseum Alte Post mit Stiftung Sammlung Ziegler ist 1909 hervorgegangen aus der Privatsammlung des Mülheimers Robert Rheinen. Durch Ankäufe und Förderung der mit Mülheim an der Ruhr eng verbundenen Künstler Werner Gilles, Arthur Kaufmann, Hermann Lickfeld, Otto Pankok, Heinrich Siepmann und Werner Graeff konnte eine beachtliche Sammlung aufgebaut werden. Mit Übergabe der hochkarätigen Sammlung des Mülheimer Nobelpreisträgers Karl Ziegler und seiner Frau Maria Ziegler im Jahr 1981 bildete sich die klassische Moderne als Höhepunkt aus. Mit der Schenkung des Mülheimer Arztes K.G. Themel ist das Kunstmuseum in den Besitz einer der größten Heinrich Zille-Sammlungen außerhalb Berlins gekommen. Seit 1994 befindet sich das Museum im Gebäude der denkmalgeschützten ehemaligen Hauptpost und wurde kürzlich von Grund auf renoviert.
Starke Frauen im Rathaus
Das Historische Rathaus ist das Zentrum der Stadtpolitik und Verwaltung. Hier werden Entscheidungen diskutiert, getroffen und umgesetzt. Ab 1919 sind endlich auch Frauen aktiver Bestandteil der Politik, dem Frauenwahlrecht sei Dank! Mit der Verordnung über die Wahlen zur verfassungsgebenden Deutschen Nationalversammlung vom 30. November 1918 wird das Frauenwahlrecht gesetzlich fixiert. Somit können Frauen in Deutschland bei der Wahl am 19. Januar 1919 erstmals auf nationaler Ebene ihr Wahlrecht nutzen.
Am 19. März 1919 werden in Mülheim drei Frauen - die Lehrerin Maria Büßemeyer sowie die Hausfrauen Katharina Havermann und Luise Blumberg - in den Stadtrat gewählt und sind als erste weibliche Stadtverordnete Mitglieder des "Ausschusses für Wohlfahrtspflege". Zugegebenermaßen eine damals typisch weibliche Zuschreibung - aber ein Anfang war gemacht!
Seit dieser Zeit sind Frauen aus der Mülheimer Politik nicht wegzudenken, obwohl eine Parität in Mülheim, wie auch in ganz Deutschland, leider bis heute nicht annähernd erreicht wird.
Als Oberbürgermeisterinnen prägen zwei Frauen die Stadtgeschichte entscheidend mit: Eleonore Güllenstern (SPD, 1982 bis 1994) und Dagmar Mühlenfeld (SPD, 2003 bis 2015) werden für jeweils drei Amtsperioden in Folge gewählt. Zudem üben regelmäßig Frauen mit ihren männlichen Kollegen das repräsentative und ehrenamtliche Bürgermeister*innen-Amt aus. Bei der Kommunalwahl 2020 werden 19 Frauen und 36 Männer in den Stadtrat gewählt - also beträgt der Frauenanteil in der Lokalpolitik nur wenig mehr als 30 Prozent.
Nachdem sich seine Fertigstellung unter anderem wegen Hochwassers verzögert, wird das Mülheimer Rathaus 1915 endlich bezogen. Dass nach den Entwürfen der Architekten Pfeifer und Grossmann im Stil des Historismus erbaute Rathaus wird während der Bombardierungen Mülheims im Juni 1943 in Teilen zerstört. Zehn Jahre später beginnt der bis 1966 dauernde Um- und Wiederaufbau. Die Anbauten aus den 1960er Jahren und die ehemalige Stadtbücherei werden im Zuge der "Ruhrbania"-Bauarbeiten (Bebauung des Ruhrufers) abgerissen. Das Historische Rathaus wird von 2008 bis 2011 umfassend saniert und modernisiert.
Eine große Zahl der Mitarbeitenden der Stadtverwaltung arbeitet im Historischen Rathaus und die Stadtverordneten tagen in den modern ausgestatteten Ratssälen. Weitere Teile der rund 3300 Personen zählenden Verwaltung sind im Technischen Rathaus oder anderen angemieteten Büros angesiedelt.
Fragen
- Wann erhalten Frauen in Deutschland das Wahlrecht?
- In welchem Jahr ziehen die ersten Frauen in den Mülheimer Stadtrat ein?
- Wie lauten die Namen der zwei Oberbürgermeisterinnen Mülheims?
Wie viele Frauen sind aktuell Mitglieder des Stadtrates?
Antworten
- Das Frauenwahlrecht wurde mit der Verordnung über die Wahlen zur verfassungsgebenden Deutschen Nationalversammlung vom 20. November 1918 gesetzlich fixiert. Somit konnten Frauen in Deutschland bei der Wahl am 19. Januar 1919 erstmals auf nationaler Ebene ihr Wahlrecht nutzen.
- Maria Büßemeyer, Katharina Havermann und Luise Blumberg wurden 1919 in den "Ausschuss für Wohlfahrtspflege" gewählt.
- Die beiden Oberbürgermeisterinnen wurden für jeweils drei Amtsperioden in Folge gewählt: Eleonore Güllenstern (SPD, 1982 bis 1994) und Dagmar Mühlenfeld (SPD, 2003 bis 2015). Zudem üben regelmäßig Frauen mit ihren männlichen Kollegen das repräsentative und ehrenamtliche Bürgermeister*innen-Amt aus.
- Bei der Kommunalwahl wurden 19 Frauen - und 36 Männer - in den Stadtrat gewählt, also nur wenig mehr als 30 Prozent.
Eine frauenfreundliche Hochschule
Eine Präsidentin, zahlreiche Professorinnen und Dozentinnen im Team und ein MINT-Studiengang nur für Frauen: Das sind beachtenswerte Faktoren im Profil der Hochschule Ruhr West, kurz HRW, die am 1. Mai 2009 vom Land Nordrhein-Westfalen als Fachhochschule mit den Schwerpunkten Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik (MINT) in Mülheim an der Ruhr und zwei weiteren Standorten in Bottrop gegründet wird. Unter Aspekten der Gleichstellung ist die HRW also vergleichsweise gut aufgestellt: Präsidentin (2021) der Hochschule ist die Professorin Dr.-Ing. Susanne Staude - und eine rund 30 Prozent hohe Professorinnenquote sowie eine ähnlich hohe Quote weiblicher Studierender ist für eine Hochschule mit MINT-Schwerpunkt relativ hoch. Zudem bietet die HRW einen Frauenstudiengang Maschinenbau an, der sieben Semester inklusive Praxissemester und Bachelorarbeit umfasst. Die ersten vier Semester studieren die Frauen parallel zum koedukativen Studiengang Maschinenbau. Im fünften Semester werden die Studiengänge zusammengeführt und das Studium wird mit dem Bachelor of Science abgeschlossen.
Fragen
- Wer leitet die Hochschule Ruhr West?
- Welchen Schwerpunkt bietet die HRW weiblichen Studierenden?
Wie hoch ist die Zahl der Studierenden an der HRW in Mülheim (2021) und wie hoch schätzen Sie die Zahl der weiblichen Studierenden?
Antworten
- Präsidentin (2021) der Hochschule ist die Professorin Dr.-Ing. Susanne Staude.
- Seit 2018 bietet die HRW zudem einen Frauenstudiengang Maschinenbau an, der sieben Semester inklusive Praxissemester und Bachelorarbeit umfasst. Die ersten vier Semester studieren die Frauen parallel zum koedukativen Studiengang Maschinenbau. Im fünften Semester werden die Studiengänge zusammengeführt und das Studium wird mit dem Bachelor of Science abgeschlossen.
- Im Wintersemester 2020/2021 studieren 6669 Studierende an allen Standorten der HRW, davon sind 1815 weiblich, also unter einem Drittel. Das Lehrpersonal besteht zu rund einem Drittel aus Frauen.
Adelige Frauen in Mülheim
Eine Prinzessin besucht Mülheim! Solch ein "Event" hat auch im 18. Jahrhundert für Begeisterung unter der Bevölkerung gesorgt. Die beiden sommerlichen Besuche der Prinzessin Luise wirken sogar nach fast 250 Jahre positiv nach. So kennt fast jedes Kind in Mülheim an der Ruhr die Königin Luise und es sind zum Beispiel ein Gymnasium, eine Straße und ein Restaurant nach ihr benannt.
Prinzessin Luise von Mecklenburg-Strelitz, spätere Königin Luise (geboren 1776, gestorben 1810), besucht in den Jahren 1787 und 1791 jeweils für mehrere Sommermonate mit ihrer Großmutter, der Landgräfin Marie von Hessen-Darmstadt, Schloß Broich. Die Landgräfin hat das Anwesen von ihrem Vater, dem letzten Grafen von Leiningen-Heidesheim, geerbt. Die Prinzessin spielt in dieser Zeit mit anderen Kindern an der Ruhr, unternimmt Ausflüge in die Stadt und Umgebung und besucht Kranke. Die Mülheimer*innen sind entzückt!
Anfang März 1793 werden Luise und ihre jüngere Schwester Friederike, 17 und 15 Jahre alt, dem preußischen König Friedrich-Wilhelm II. vorgestellt, der sie umgehend seinen beiden Söhnen als ideale Hochzeitskandidatinnen präsentiert. Zum ersten Mal trifft Luise den ältesten Sohn, den 22-jährigen Kronprinzen Friedrich-Wilhelm, am 14. März 1793. Nur fünf Tage später macht er ihr einen Heiratsantrag und die Verlobung findet am 24. April statt. Im Ehevertrag wird festgehalten, dass Luise eine bestimmte Summe "zu selbsteigener Disposition" erhält, die sich bei der Geburt eines Sohnes deutlich erhöht. Für die Geburt einer Tochter ist nichts dergleichen vorgesehen. Der jüngere Sohn, Prinz Louis, heiratet Luises Schwester Friederike nur aus Gründen der Staatsräson, denn er ist anderweitig, aber unter seinem Stand, verliebt. Die Doppelhochzeit findet Weihnachten 1793 statt. Nach dem Tod von Friedrich-Wilhelm II. wird Friedrich-Wilhelm III. (geboren 1770, gestorben 1840) aus dem Haus Hohenzollern 1797 zum nächsten König von Preußen und Kurfürst von Brandenburg gekrönt.
Luise erfüllt als Mutter alle Erwartungen: In knapp 17 Ehejahren bringt sie zehn Kinder zur Welt, sieben von ihnen erreichen das Erwachsenenalter - eine für damalige medizinisch-hygienische Verhältnisse überdurchschnittlich hohe Quote. Die äußerst beliebte Königin stirbt mit nur 34 Jahren an einer Lungenkrankheit.
Die Geschichte von Schloß Broich geht zurück bis ins 9. Jahrhundert und beginnt mit der Errichtung eines befestigten Wehrlagers zum Schutz gegen die Wikinger, die bereits Duisburg erobert haben. Die ovale Ringmauer stammt aus dieser Zeit. Die Herren von Broich sorgen immer wieder für Erweiterungen und Ende des 12. Jahrhunderts wird die Anlage zu einer Festung ausgebaut. Über die Jahrhunderte erleben Ritter, Burgherren und -frauen eine wechselhafte Geschichte mit Kriegen und Zerstörungen. Sein heutiges Aussehen erhält das Schloß im 18. Jahrhundert. Ab 1806, zu Zeiten Napoleons, wird die Herrschaft Broich aufgelöst und die Anlage verfällt. 1938 geht Schloß Broich in städtischen Besitz über und wird schließlich von 2010 bis 2020, auch dank der Unterstützung vieler Mülheimer Spender*innen, saniert.
Zusätzliche Hinweise
Das zweite Mülheimer Schloß, Schloß Styrum, liegt nahe der Ruhr im Stadtteil Styrum. Seine Geschichte geht zurück bis ins 11. Jahrhundert. Schloß Styrum ist die Wiege der Herrschaft Styrum und wird später Stammsitz der Grafen von Limburg-Styrum. Sein heutiges Aussehen verdankt es dem Großindustriellen August Thyssen, der das Gebäude Ende des 19. Jahrhunderts als Wohnhaus für seine Generaldirektoren umbauen lässt. Seit 1986 steht Schloß Styrum unter Denkmalschutz und beherbergt Künstler*innenateliers, eine Altentageseinrichtung sowie eine Event-Location.
Sehenswertes in der Umgebung
- Historisches Museum im Schloß Broich
- Museum Camera Obscura zur Frühgeschichte des Films im MüGa-Park
RWW-Museum Aquarius im Wasserturm nahe dem Schloß Styrum
Fragen
- Wer ist die bekannteste Frau, die Schloß Broich besucht hat?
- Wen heiratete diese Frau 1793?
Wie heißt das zweite Schloß in Mülheim und in welchem Stadteil liegt es?
Antworten
- Prinzessin Luise von Mecklenburg-Strelitz, später Königin Luise (geboren 1776, gestorben 1810).
- Luise heiratete 1793 den König von Preußen, Friedrich-Wilhelm III. (geboren 1770, gestorben 1840) aus dem Haus Hohenzollern. Er wird 1797 König von Preußen und Kurfürst von Brandenburg. Luise erfüllt als Mutter alle Erwartungen und bringt in knapp 17 Ehejahren zehn Kinder zur Welt. Sieben erreichen das Erwachsenenalter – eine für damalige medizinisch-hygienische Verhältnisse überdurchschnittlich hohe Quote.
- Das zweite Mülheimer Schloß, Schloß Styrum, liegt nahe der Ruhr im Stadtteil Styrum. Seine Geschichte geht bis ins 11. Jahrhundert zurück. Schloß Styrum ist die Wiege der Herrschaft Styrum und wird später Stammsitz der Grafen von Limburg-Styrum. Sein heutiges Aussehen verdankt es dem Großindustriellen August Thyssen, der das Gebäude Ende des 19. Jahrhunderts als Wohnhaus für seine Generaldirektoren umbauen lässt. Seit 1996 steht das Schloß unter Denkmalschutz und beherbergt Künstler*innenateliers, eine Altentageseinrichtung und eine Event-Location.
Frauen in der Kunst
Bei der Überquerung der Schloßbrücke fällt eine große Skulptur ins Auge: Drei junge Frauen halten sich an den Schultern umfasst und straffen einen schmalen Wimpel, auf dem Möwen ausgeschnitten sind. Die stilisierte Bronzeplastik mit dem Titel "Lebensfreude" des Krefelder Bildhauer Heinrich Adolphs wird 1963 auf Initiative des Stadtdirektors Bernhard Witthaus geschaffen und auf der Schloßbrücke aufgestellt. Die Frauen verkörpern die Stadt an der Ruhr, das Wasser, den Fluss und die Schiffe. Das Kunstwerk gilt als bekanntestes und meistfotografiertes Kunstwerk und Wahrzeichen der Stadt und wird im Volksmund "Die drei Grazien" genannt.
Schräg gegenüber ist in einem Fenster der Stadthalle eine weitere Skulptur zu sehen: Die Bronzeplastik "Flora" zeigt einen weiblichen Akt von mädchenhafter Statur vom Düsseldorfer Bildhauer Richard Langer aus dem Jahr 1920. Dargestellt ist eine Figuration der Flora, Göttin des Frühlings, die bei den Römern als Göttin der Blumen, Blüten und Jugend verehrt wurde.
Die Plastik steht in unmittelbarem Bezug zu ihrem ursprünglichen Aufstellungsort im "Rosengarten" im Catho-Wenzel-Park an der Dimbeck. Vor allem in den letzten Jahren erleidet die Figur schwere Beschädigungen durch Vandalismus. Selbst die im Jahr 2016 errichtete Kunststoff-Replik wird wenige Wochen nach ihrer Aufstellung zerstört. Die Original-Skulptur erhält 2019 ihren geschützten Aufstellungsort in der Mülheimer Stadthalle und ist dort von außen betrachtbar. Im Rosengarten sind ganz bewusst nur die Füße der Figur sowie der Betonsockel als "Vandalismus-Mahnmal" erhalten.
Es ist augenfällig, dass im öffentlichen Raum fast keine Kunstwerke von Künstlerinnen zu finden sind. Es mag daran liegen, dass es zu der Zeit, in der viel Kunst angeschafft wurde, nur wenige bekannte, bildende Künstlerinnen gab. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass in der Vergangenheit vorwiegend Männer für die Auswahl der Kunstwerke zuständig waren. Nichtsdestotrotz gibt es in Mülheim zahlreiche Kunstwerke, auch international bekannter lokaler Künstlerinnen. Ihre Werke sind unter anderem im Besitz des Kunstmuseums Mülheim an der Ruhr in der Alten Post. Hier ist die städtische Liste der Kunstwerke im öffentlichen Raum einsehbar.
Fragen
- Wie heißt die Skulptur im Volksmund?
- Was stellen die Mädchenfiguren dar?
Wo ist der ursprüngliche Standort der Figur "Flora", die auf der anderen Straßenseite im Fenster der Stadthalle zu sehen ist?
Antworten
- Das Kunstwerk gilt als bekanntestes und meistfotografiertes Kunstwerk und Wahrzeichen der Stadt und wird im Volksmund "Die drei Grazien" genannt.
- Die Mädchen verkörpern die Stadt an der Ruhr: das Wasser, den Fluss und die Schiffe.
- Die Plastik steht in unmittelbarem Bezug zu ihrem ursprünglichen Aufstellungsort im sogenannten "Rosengarten" im Catho-Wenzel-Park an der Dimbeck. Vor allem in den letzten Jahren im Rosengarten erleidet die Figur schwere Beschädigungen durch Vandalismus. Selbst die im Jahr 2016 errichtete Kunststoff-Replik wird wenige Wochen nach ihrer Aufstellung zerstört. Die Original-Skulptur findet im Frühjahr 2019 einen geschützten, dauerhaften Aufstellungsort in einem Schaufenster der Mülheimer Stadthalle. Im Rosengarten werden ganz bewusst nur die Füße der Figur sowie der Betonsockel als "Vandalismus-Mahnmal" erhalten.
Starke Frauen prägen das Saarner (Kloster-)Leben
36 Äbtissinnen des Zisterzienserinnen-Ordens bestimmen das Leben der Nonnen im Kloster Mariensaal von 1214 bis 1808 und wirken mit ihrem Einfluss auf die Entwicklung des Stadtteils Saarn ein. Die Abtei im Mülheimer Stadtteil wird im Jahr 1214 gegründet und die gut erhaltene, mittlerweile restaurierte Klosteranlage weist Baubestandteile vom 13. bis zum 19. Jahrhundert auf. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wird das Kloster durch die französische Herrschaft säkularisiert, das heißt, sie zieht den kirchlichen Besitz ein und verstaatlicht ihn.
Die Stadt Mülheim an der Ruhr übernimmt die Gebäude 1936 und richtet dort Wohnungen für ältere Bürger*innen ein. In den 1980er Jahren wird die verbliebene Klosteranlage als Baudenkmal restauriert und heute als Begegnungsstätte mit Bürger*innensaal, Cafeteria und Versammlungsraum genutzt. Erwähnenswert sind die große Pfarrbibliothek und das Klostermuseum mit Ausgrabungs-Fundstücken, die das Klosterleben und die Besiedlung der Umgebung über 1200 Jahre hinweg veranschaulichen. Seit Herbst 2010 wird das Klostermuseum durch einen Kräutergarten ergänzt. Der aktive "Verein der Freunde und Förderer des Klosters Saarn" bietet ein vielschichtiges Programm an. Das Kloster ist ein attraktiver, über Mülheim an der Ruhr hinaus bekannter Ausflugsort.
Fragen
- Welcher Orden leitete das Kloster?
Was ist heute im Kloster beheimatet?
Antworten
- Das Kloster Mariensaal beherbergt Nonnen des Zisterzienserinnen-Ordens. 36 Äbtissinnen bestimmen das Leben der Nonnen im Kloster Mariensaal von 1214 bis 1808 und wirken mit ihrem Einfluss auf die Entwicklung des Stadtteils Saarn ein.
- Das Klostergebäude wird heute als Begegnungsstätte mit Bürger*innensaal, Cafeteria und Versammlungsraum genutzt.
Powerfrauen lassen sich nicht bremsen
Haus Urge ist eine Unternehmervilla in Mülheim an der Ruhr, erbaut 1913 im neobarocken Stil für die Familie des Lederfabrikanten Jean Baptiste Coupienne jr.. Seine Ehefrau Martha Coupienne ist als Bauherrin maßgeblich an den Plänen beteiligt. Sie dringt darauf, das Haus nach dem Vorbild ihres Elternhauses, dem Wasserschloss Haus Blegge in Paffrath, zu gestalten. Nach 1924 dient es über mehrere Jahrzehnte Hugo Stinnes jr., dem ältesten Sohn von Hugo Stinnes, als Wohnhaus.
Clärenore Stinnes (geboren 1901 in Mülheim, gestorben 1990 in Schweden), die Tochter von Hugo Stinnes, ist sicherlich häufiger zu Besuch bei ihrem Bruder Hugo. Die Powerfrau erzielt in den 1920er Jahren internationale Erfolge als Rennfahrerin und umrundet, gegen den Widerstand ihrer Familie, von 1927 bis 1929 unter allergrößten Strapazen die Welt mit einem Auto. Auf ihrer Reise dreht sie mit ihrem Kameramann und späteren Ehemann Carl-Axel Söderström den Film: Im Auto durch zwei Welten. Auf YouTube sind der sehenswerte Doku-Spielfilm mit der Schauspielerin Sandra Hüller Fräulein Stinnes fährt um die Welt sowie die Dokumentation Mit dem Auto um die Welt: Clärenore Stinnes im Frauenmuseum Wiesbaden zu sehen.
Die Beratungsgesellschaft ZENIT GmbH, die heute ihren Sitz im Haus Urge hat und ehemals in der Thyssen-Villa an der Dohne, ist von 1989 bis 2001 Arbeitgeberin der ersten und von 2010 bis 2017 bislang einzigen Ministerpräsidentin Nordrhein-Westfalens, der Mülheimerin Hannelore Kraft (SPD, geborene Külzhammer, geboren 1961). Die Wirtschaftswissenschaftlerin und Diplom-Kauffrau Kraft arbeitet als Unternehmensberaterin und Projektleiterin bei ZENIT. Ab 2007 ist sie Landesvorsitzende der SPD Nordrhein-Westfalens und ab 2009 eine der sechs stellvertretenden SPD-Bundesvorsitzenden. Von beiden Ämtern tritt sie nach der verlorenen NRW-Landtagswahl am 14. Mai 2017 zurück.
Weitere überregional bekannte Politikerinnen mit lokalem Bezug sind die in Mülheim lebende Barbara Steffens (Die Grünen, geboren 1962), welche von 2010 bis 2017 als Ministerin für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes Nordrhein-Westfalen amtiert, sowie Monika Griefahn (SPD, geboren 1954 in Mülheim an der Ruhr). Diese ist Mitbegründerin der Umweltschutzorganisation Greenpeace Deutschland. Von 1990 bis 1998 ist sie niedersächsische Umweltministerin und von 1998 bis 2009 Mitglied des Deutschen Bundestages. 2020 bewirbt sich Griefahn um das Amt der Oberbürgermeisterin ihrer Heimatstadt und unterliegt dem CDU-Kandidaten Marc Buchholz.
Die CDU-Politikerin Helga Wex (CDU, geborene Schimke, geboren 1924 in Buxtehude, gestorben 1986 in Mülheim an der Ruhr) ist von 1953 bis 1957 Ministerialreferentin in der Vertretung des Landes Nordrhein-Westfalen beim Bund. Von 1961 bis 1973 ist sie Mitglied des Stadtrates von Mülheim an der Ruhr, wo sie mit ihrer Familie lebt. Helga Wex ist zeitweise Mitglied des Deutschen Bundestages, von 1969 bis 1977 stellvertretende Bundesvorsitzende der CDU und von 1971 bis 1986 Vorsitzende der Frauenvereinigung der CDU, der heutigen Frauen Union. In diesem Amt erklärt sie "das Ende der Bescheidenheit" für den weiblichen Teil der CDU und fordert eine stärkere Beteiligung von Frauen in der Partei. Dabei bringt die Trägerin des großen Bundesverdienstkreuzes Themen wie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf auf und erkämpft die Antragsberechtigung auf Parteitagen für den Frauenverband, die er schließlich 1975 erhält. In Mülheim-Heißen wird 2018 eine kleine Straße in Helga-Wex-Weg benannt.
Wissenswertes/Sehenswertes in der Nähe
Bismarckturm:
Aussichtspunkt am Höhenweg mit Blick über die Ruhrauen und Mülheim-Saarn.
Max-Planck-Institut für Chemische Energiekonversion, MPI CEC:
Der Anteil der am MPI CEC arbeitenden Frauen ist hoch. Rund 40 Prozent aller Mitarbeiter*innen sind Frauen. Frauen besetzen rund ein Drittel der Führungspositionen, der wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen und Doktorand*innen. Mehr als die Hälfte aller Labor-Mitarbeiter*innen sind ebenfalls weiblich. Seit 2011 beteiligt sich das MPI CEC am bundesweiten Aktionstag Girls’Day und bietet dabei jährlich bis zu 50 Mädchen die Möglichkeit, einen Einblick in den Alltag einer Wissenschaftlerin zu bekommen.
Im Verlauf führt der Stadtrundgang über den Margaretenplatz gegenüber dem Max-Planck-Institut für Chemische Energiekonversion. Der Platz ist benannt nach Margarete Stinnes, verheiratete Leonhard, (geboren 1840, gestorben 1911), Tochter des Ruhrindustriellen Mathias Stinnes und Stifterin der ehemaligen Augenheilanstalt Mülheim an der Ruhr. Nachdem dem Tod beider Töchter beschließt das Ehepaar Leonhard, einen Großteil seines Vermögens in drei Stiftungen zu Gunsten ihrer Heimatstadt einzubringen: die "Stiftung Augenheilanstalt" (1904), die "Gretchen-Leonhard-Stiftung" (1903) zur Errichtung von Spiel- und Sportstätten auf dem Kahlenberg sowie die "Leonhard-Stinnes-Stiftung" (1904), eine Kapitalstiftung zur Absicherung der beiden anderen Stiftungen. Nach dem Tod von Johann Hermann Leonhard begleitet seine Witwe die Errichtung der Augenheilanstalt und eröffnet sie schließlich am 4. Juli 1907. Bis heute unterstützen die Stiftungen zahlreiche große und kleine Projekte in Mülheim an der Ruhr.
Der Rundgang führt zu Fuß durch den idyllischen Catho-Wenzel-Park und die Freilichtbühne, die seit 1936 mit rund 2000 Plätzen eines der größten Freilichttheater Deutschlands ist. Karl-May-Festspiele und Musical-Inszenierungen finden dort ebenso statt wie Theater- und Opern-Aufführungen, Konzerte oder Kleinkunst-Festivals. Seit dem Jahr 2010 organisiert der Verein Regler Produktion das Konzept "Kultur aus dem Hut" in der Freilichtbühne, wie auch weitere Veranstaltungsmarken in Zusammenarbeit mit anderen kulturell tätigen Vereinen und Einrichtungen.
Gegenüber des Eingangs der Freilichtbühne befindet sich das Torhaus des denkmalgeschützten, seit 1803 bestehenden parkähnlichen Altstadtfriedhofs, auf dem zahlreiche Mitglieder der großen Industriellenfamilien Josef Thyssen, Hugo Stinnes, Johann Caspar Troost, Wilhelm Schmitz-Scholl oder der Familie Coupienne beerdigt sind.
Fragen
- Welche bekannte Politikerin hat bei der Zenit GmbH gearbeitet?
Wie heißt die Schwester von Hugo Stinnes jr. und wodurch ist sie bekannt geworden?
Antworten
- Hannelore Kraft (SPD, geborene Külzhammer, geboren 1961 und wohnhaft in Mülheim an der Ruhr). Von 2010 bis 2017 ist Hannelore Kraft die erste und bislang einzige nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin. Ab 2007 ist sie Landesvorsitzende der SPD Nordrhein-Westfalen und ab 2009 eine der sechs stellvertretenden Bundesvorsitzenden der SPD. Von beiden Ämtern tritt sie nach der verlorenen NRW-Landtagswahl am 14. Mai 2017 zurück. Ab 1989 bis 2001 arbeitet die Wirtschaftswissenschaftlerin und Diplom-Kauffrau als Unternehmensberaterin und Projektleiterin bei der Beratungsgesellschaft ZENIT GmbH.
- Clärenore Stinnes (geboren 1901 in Mülheim an der Ruhr, gestorben 1990 bei Björnlunda in Schweden) heißt die Tochter von Hugo Stinnes und Schwester von Hugo Stinnes jr.. Sie erzielt in den 1920er Jahren internationale Erfolge als Rennfahrerin. Von 1927 bis 1929 umrundet sie unter größten Strapazen die Welt mit einem Auto und dreht darüber mit ihrem Kameramann und späteren Ehemann Carl-Axel Söderström einen Film.
Unterwegs gibt es viele Möglichkeiten, sich zu stärken. Cafés, Restaurants oder Bänke am Wegesrand laden zu gemütlichen Pausen ein. Hier eine kleine Auswahl:
Biergarten Freilichtbühne (saisonal) Dimbeck 2a 45470 Mülheim an der Ruhr |
Das Kaff Bagel Bar & Coffee Salon Bachstraße 12 45468 Mülheim an der Ruhr |
Fair1Heim Bio-Restaurant Mintarder Straße 21 45481 Mülheim an der Ruhr |
Kloster Café Saarn Klosterstraße 53 45481 Mülheim an der Ruhr |
Restaurant Ronja im Ringlokschuppen Vegetarisches Restaurant Am Schloß Broich 38 45479 Mülheim an der Ruhr |
Station 1 bis 7 ist die kurze Route (1,5 bis 2 Stunden), Station 8 bietet zusätzliche Eindrücke und eine weitere anregende, aber auch anspruchsvolle Spazierstrecke (plus circa 1 Stunde).
Wir starten an der Petrikirche (1), Pastor-Barnstein Platz. Rechts neben der Kirche, am Brunnen, gehen Sie die sogenannte Friedenstreppe hinunter in die Innenstadt. Alternativ zur Treppe kann der Durchgang vor der Petrikirche an dem Restaurant Mausefalle genutzt werden. Von dort aus orientieren Sie sich Richtung Mülheimer Innenstadt, überqueren die Leineweberstraße, folgen der Viktoriastraße und erreichen den Synagogenplatz, wo sowohl das MedienHaus (2) als auch das Museum Alte Post beheimatet sind.
Dananch gehen Sie die Wallstraße links hinunter in Richtung Ruhr und biegen nach rund 100 Metern rechts ab, folgen der Straße Löhberg und erreichen nun den historischen Rathausmarkt unmittelbar vor dem Mülheimer Rathaus (3).
Von dort aus geht der Blick zur neuen Hochtrasse des Radschnellweges 1 (RS 1), der auch als Fußweg genutzt werden kann. Per Treppe oder Aufzug gehen Sie hinauf. Mit dieser völlig neuen Perspektive gehen Sie nach links drei Kilometer bis zur Hochschule Ruhr West (4).
Danach gehen Sie zurück und laufen den Radschnellweg RS1 zurück bis zur imposanten Silhouette der Camera Obscura auf der rechten Seite. Sie nehmen den dortigen Zugang zum "MüGa"-Gelände (Mülheimer Gartenschau 1992) und sehen den Ringlokschuppen sowie gegenüber die Ringmauer von Schloß Broich (5). Der frei zugängliche Innenhof ermöglicht einen Eindruck von der Wucht und Schönheit dieses Gebäudes.
Sie verlassen die Anlage durch das Hauptportal und haben von hier aus einen großartigen Blick stadteinwärts und auf die Schlossbrücke Richtung Innenstadt. Am Anfang dieser Brücke über die Ruhr finden Sie rechts die nächste Wegmarke, die Skulptur "Lebensfreude" (6).
Für unsere Entdeckungstour orientieren Sie sich nun wieder in Richtung der Schlossanlage und biegen auf die Straße "Ruhrufer", im weiteren Verlauf "Kassenberg" nach links ab. Hier nutzen Sie zunächst den Fußweg entlang der Straße bis zur Einmündung in die Ruhrauen (Zugang links, unterhalb einer Fußgänger*innenbrücke), um am rechten Ufer der Ruhr weiter zu laufen. Dieser Weg wird zur Mintarder Straße. Nach 20 bis 30 Minuten erreichen Sie das beschauliche Dorf Saarn, wo Sie auf der anderen Seite der Mendener Straße am Kloster Saarn (7) ankommen.
Der Rückweg führt entweder zu Fuß entlang des Ruhrufers oder Sie nehmen ganz einfach den Bus Richtung Mülheim-Hauptbahnhof. Die kurze Variante des Stadtrundganges endet hier.
Verlängerte Strecke (plus circa 1 Stunde)
Wer mag, kann aber auch die Mendener Brücke zu Fuß überqueren und so eine der schönsten Mülheimer Postkarten-Perspektiven genießen. Wer jetzt noch Power in den Beinen hat, überquert am Ende der Brücke die Mendener Straße, orientiert sich nach links und folgt dem Leinpfad Richtung Wehr. Auf der rechten Seite am Hang sehen Sie nach gut einen Kilometer die ehemalige Jugendherberge und ein Stück weiter stadteinwärts nutzen Sie (gegenüber der markanten geschwungenen Fußgänger*innenbrücke, "Florabrücke" genannt) einen etwas verborgenen Weg steil hinauf in den Wald. Die dort nach wenigen Metern in einer Gabelung nach links führende Treppe meiden Sie und biegen rechts in den Waldweg ein. Nach einem leichten Aufstieg erreichen zu einem Aussichtspunkt, von dem aus ein toller Blick über das Ruhrtal und seine Auenlandschaft möglich ist. Kurz vor dem Aussichtspunkt befindet sich der "Bismarckturm", von dem aus Sie auf die Bismarckstraße gelangen, wo Sie circa 200 Meter nach rechts laufen und das Haus Urge (8) finden. Gegenüber dieser stattlichen Villa folgen Sie der Lembkestraße, die Sie zuerst zum Max-Planck-Institut und durch den Park der Freilichtbühne wieder hinab in die Mülheimer Innenstadt führt.
Redaktion: Gleichstellungsstelle der Stadt Mülheim an der Ruhr
Gestaltung/Konzept: Doppelpack GbR
Illustrationen: Thomas Albrecht
Fotos: Walter Schernstein; Schloß Broich, Markus Krieger
Dank an: Amt für Geodatenmanagement, Carola Hartung; MedienHaus, Claudia vom Felde; Kunstmuseum Alte Post Mülheim an der Ruhr, Barbara Walter; Stadtarchiv, Jens Roepstorff; Hochschule Ruhr West (HRW); Max-Planck-Institute (MPI).